Daniel Vogrin ist müde von den Ungerechtigkeiten in der Welt, der Selbstsucht vieler Menschen und dem frustrierenden Gedanken zu oft stehen bleiben zu müssen. Seine Musik: wie ein Spiegel gerichtet auf den Wankelmut seiner Generation, die das große Fragezeichen der Ungewissheit hin und her schiebt.
Denn wenn Daniel etwas über sich weiß dann, dass Gegensätze ein Teil von ihm sind. “Sport bis zum Get no geht schon, aber für den Healthy-Lifestyle ist Wein dann doch zu geil.”
Die Welt ist nicht schwarz-weiß, viel eher grau meliert und ganz nebenbei auch im Arsch. “Es kann nie tief genug gehen, aber um klarzukommen, braucht es manchmal auch den peinlichen Spruch, der die Stille bricht.”
Trotzdem: “Leuten die Welt erklären, fände ich albern. Ich stelle am Ende einfach viele Fragen.”
So verarbeitet der Singer-Songwriter sein Gedankenkarussell in seiner Musik und versucht die Überforderung mit der Welt in Einklang zu bringen - mit sich und dem Rest der Gesellschaft.
Daniel Vogrin macht Indie-Pop mit deutschen Texten. Nicht bequem, sondern viel mehr intensiv. Im Ausdruck mal panisch, mal nachdenklich.
Zwischen spürbarer Spannung in den ruhigen Momenten und dem Drang nach lauten Klängen. „Musik soll mich beschäftigen und wenn ich das mit meiner bei anderen erreiche, ist es das Größte!“, meint der Musiker.
Indie und Pop: Auch hier spielen die Gegensätze miteinander. Im Song Stadt Mensch finden sich Elemente, wie die Akustikgitarre, die an Folk-Balladen erinnern lässt. Oder die rollende Snare-Drum in Alles Denken, die ein vertrautes Gefühl auslöst.
Dann aber geht Daniel Vogrins Musik doch über die klassische Bandbesetzung von Schlagzeug, Bass, Gitarre und Stimme hinaus. Die Songs biegen immer wieder vor der alltäglichen Pop-Struktur ab und verlieren sich in energetischen Finals. In Alles Denken fällt ein Gesangseffekt auf, der kurz an Indie-Projekte wie Bon Iver erinnert. In Ich-Wille machen sich hoffnungsvolle Synthi-Melodien breit, in Stadt Mensch trägt die Stimme die Energie des Finals. In Film überrascht das energetische Finale, bei dem der Bann der Emotionen bricht. Geprägt ist Film von sphärischen Gitarrenmelodien und einem bewegenden Text.
In Kindheitstagen bereits jede freie Minute vor der Stereo-Anlage seines Vaters verbracht und Metallica gehört. “Für mich war das immer nur die Band mit der Faust, weil auf dem Albumcover eine Faust zu sehen war.
Ich habe wahrscheinlich nichts verstanden, wegbekommen hast du mich davon trotzdem nicht”, meint der Musiker. Die Anfänge der Jugend auf dem Skatepark rumgehangen, um sich einzugestehen, dass außer mit dem BMX oder dem Scooter kläglich über Rampen zu hüpfen nicht mehr drin war. Dann halt doch Fußballer, aber wenn schon, dann mit möglichst wenig Image davon.
Das Leben gesucht zwischen Vorstadt und Großstadt, zwischen der nicht immer so gesunden aber doch großen Jugendliebe und den Jugendhaus-Proberäumen. So ziemlich jede lokale Bühne als Spielwiese benutzt.
Daniel Vogrin war sich früh sicher, dass sein Leben die Musik sein muss. Anders geht‘s nicht. Er war trotzdem noch nie nur das Eine.
“Rebellieren wollte ich irgendwie ja schon, aber dann hab‘ ich ja doch nie geschwänzt.”
Vielleicht nicht auf jede Barrikade gestiegen, aber immer bereit für die Veränderungen. Eins stand früh fest: “Weniger Grenzen würden guttun und Schubladen-Denken hält uns so oder so auf.” Und das hat sich bis heute nicht geändert.
“Ich habe immer Ben Howard gehört und liebe trotzdem echt viel Hard-und Metalcore. Warum soll das nicht gehen? Viel wichtiger ist doch was Musik mit dir macht, als es in Genres einzuteilen.”
Aufgewachsen in der Stuttgarter Vorstadt Sindelfingen hat Daniel Vogrin früh kennengelernt wie Grenzen im Leben aussehen können.
Ein alternativer Lebensentwurf ist da nicht immer auf Begeisterung gestoßen, aber das ist vielleicht auch einfach die nachvollziehbare Angst. Nach drei, vier Jahren Studium in Karlsruhe und Praktika in Köln, ging es letztendlich endgültig in die Stadt mit der riesigen Kirche.
Was bleibt: Der stabile Kreis in Stuttgart, das endlose Gedankenkarussell und die Musik.
Nur wir selbst sollten uns immer wieder updaten, ehrlich widerlegen können so wenige Menschen, findet Daniel Vogrin und weiß: “Vermutlich nehmen wir unsere Leben einfach alle ein bisschen zu wichtig.”ˇ
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